März 14th, 2007

Kolumnen Dolf, Stone (#109, 12-2004)

Posted in kolumne by andreas

DOLF

Karierre Punk? – Neulich beim Arbeitsamt (bzw. Bundesagentur für Arbeit…).

Die beiden Figuren „Junger Mensch“ (JM) und Arbeitsamtberater (AB) sprechen über die Zukunft von JM.

AB: In welche Richtung wollen sie denn gehen, haben Sie da schon eine Ahnung?

JM: Klar, Punk! 

AB: Tja, früher wären sie mit so einer Aussage unvermittelbar, aber heutzutage ist ja alles ganz anders. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht in welche Richtung sie ihre Karriere ausrichten wollen.

JM: Mir egal, Hauptsache Punk, was haben sie mir denn da anzubieten?

AB: Nun, da gibt es verschiedene Berufsbilder, das kommt so ein wenig auf sie drauf an….

JM: Naja, ich bin mit Internet und Handy aufgewachsen, ebenso mit der überzeugung das ich sowieso der coolste bin.

AB: Ok, dann steht ihnen ja alles offen. Da wäre zuerst Mal die „Punk Band“, es wäre hilfreich wenn sie mehrere Instrumente beherrschen – notfalls auch nicht – da kann man tricksen. Dann könnte es sein das sie ihr Aussehen dem entsprechenden Punk-Trend anpassen müssen, oder sich so bescheuert kleiden, das man denken muss sie kreeiren grade einen eigenen Trend…

JM: Was ist mit Tattoos, muss ich mich pickern lassen oder tuns auch ein paar Piercings….

AB: Tattoo schadet nicht, aber helfen tut es heutzutage auch nicht mehr wirklich, weil ja ‚jeder‘ tätowiert ist. Das grössere Problem seh ich eher in ihren Zukunftsaussichten in einer „Punk Band“, denn, diese Tips bekommen ja nicht nur sie von mir, sondern die werden überall gegeben, deshalb gibt es einen gewissen überschuss an „Punk Bands“. Aber letztendlich ist immer noch für eine Platz, man weiss ja nie wie der Markt reagiert und zumindest zum kurzfristigen Geldmachen könnte eine Punkband zumindest der richtige Einstieg sein.

JM: Aber was muss ich denn da für Musik machen….

AB: Da orientieren Sie sich einfach am Musik-TV und der Musikpresse, ob es dann Punk ist oder nicht, spielt letztendlich keine Rolle, Sie verkaufen es ja als Punk.

JM: Ich glaube verkaufen liegt mir auch eher, als irgendwas selbst zu machen. Was geht denn da noch in Richtung Punk?

AB: Also was immer geht ist ein sogenanntes Online-Fanzine.

JM: Hä, was ist das denn?

AB: Na das ist letztendlich nur eine Website, die über andere Punk Produkte informiert. Da müssen Sie halt viel tippen und ein wenig Website basteln können. Wenn Sie dann noch ein paar ihrer Geschäftspartner als Werbebannerkunden gewinnen können, dann wird das auch schön bunt und…

JM: Aber was soll ich denn da schreiben, mir fällt doch gar nichts ein.

AB: Das macht doch nichts, der Kontent wird ihnen ja sozusagen vorgegeben, von den anderen Punkfirmen, Plattenrezensionen können sie aus den den Cds beiligenden Promozetteln leicht verfremdet übernehmen und ansonsten hangeln sie sich halt an den Releaseplänen der Plattenfirmen lang. Hin und wieder kann auch mal eine echte News dabei sein, aber soviel passiert ja nicht. Also ausserhalb von Verkauf und ihre Hauptaufgabe ist ja nicht zu informieren, sondern den Konsum anzukurbelen und Geld verdienen.

JM: Jetzt weiss ich wo ich Fanzine schonmal gehört hab, ist das nicht eigentlich eine Art Zeitschrift.

AB: Ja, richtig, aber das war eher früher mal, die gibt es auch heute noch, aber da rate ich Ihnen von ab.

JM: Warum denn, nicht das ich das machen würde, aber würde mich mal interessieren…

AB: Naja, die Kosten sind viel zu hoch und es lohnt den Aufwand nicht wirklich, ausserdem ist es in der Regel nicht umsonst wie ein Online Fanzine, und die Leute dann dazu zu animieren etwas zu kaufen, ist halt einfach schwieriger. Ausserdem ist der Druck Markt sowieso schon überlaufen, aber das führt zuweit. Ich kann ihnen davon einfach nur abraten, also, wenn dann Online. Also wenn sie unbedingt was „herstellen“ wollen, dann wäre vielleicht Plattenfirma was für sie.

JM: Muss man da richtig arbeiten?

AB: Ja, schon ein wenig, aber man hat dann auch gleich einen anderen Status im Punkgeschäft, wenn man ein Label – so der Fachbegriff…

JM: Ja, das weiss ich..

AB: Na umso besser, dann haben sie ja schon ein Vorwissen. Leider bieten wir ja noch keine Kurse in die Richtung, wie kommt es das sie sich ein wenig auskennen?

JM: Naja, ich lese halt ein paar Musikzeitschriften, gucke TV und war auch schonmal auf ein paar Konzerten.

AB: Sehr gut, dann sind wir auf der richtigen Spur für ihre Zukunftplanung. Also, beim Label brauchen sie etwas Eigenkapital, können aber auch indem sie geschickt Sponsoren werben bzw. mit Kooperationspartner zusammenarbeiten massig Geld sparen…

JM: Ja, klingt ja interessant, aber irgendwie ist das nichts für mich, ich find Cds eh blöd, da sind ja immer gleich mehrere Stücke drauf von derselben Band….

AB: Naja, dann wäre vielleicht Promoter was für sie?

JM: Ja, hab ich auch schonmal gehört.. was ist das denn genau?

AB: Naja, da müssen sie einfach Musik/Cds promoten, die an Leute schicken und sie davon überzeugen das die sie sich anhören oder aber zumindest was drüber schreiben, es senden oder sonst irgendwie featuren.

JM: Kann ich mir denn aussuchen was ich promoten will?

AB: In der Theorie schon.. aber in der Praxis ist es dann schon so das der eigene Geschmack in Hintergrund treten muss. Wenn sie einen Auftrag bekommen, dann muss der auch gemacht werden. Egal ob sie hinter dem Produkt stehen oder nicht. Letztendlich ist das auch egal, da sie ja sowieso immer sagen das sie hinter dem Produkt stehen… aber das sind Details, das kommt dann mit der Berufserfahrung.

JM: Hmm, was gibt`s denn da sonst noch?

AB: Ja, sie könnten sich auch als Booker versuchen und eine Agentur gründen.

JM: Oh, Agentur klingt gut, das macht sich bestimmt auch gut auf der Visitenkarte…

AB: Ja, klar, sie können sich ja dann auch als Agent bezeichnen, das klingt zumindest besser als Promoter.

JM: Stimmt, wäre ja wirlich doof, Verkäufer.. oder noch schlimmer „Einsetzer“ das ist ja gar kein richtiges Deutsch. Aber muss ich denn dafür besonders qualifiziert sein?

AB: Nein, sie finden ja alles im Internet.

JM: Aber wie finde ich die richtigen Bands?

AB: Naja, sie haben ja eine Website, dann finden die Bands die sonst niemanden finden schon sie. Da wird zwar am Anfang nicht viel gehen, aber vielleicht haben sie ja auch mal Glück und es bleibt was hängen was etwas grösser wird oder sie können jemandem was abluchsen, das geht ja auch, ist ja nicht verboten. Ansonsten machen sie eben so viel wie möglich, erstmal zählt hier Quantität vor Qualität. Und dann mit der Zeit – eine gewissen dreistigkeit vorausgestzt – pendelt sich das dann schon ein. Es gibt da zwar noch keine wirklich statischtisch geprüften Zukunftsprognosen, aber was ist heute schon sicher.

JM: Puh, ich glaube das würde mir ein wenig viel werden, mit den ganzen unterschiedlichen Bands und den Ländern, ich war ja selbst noch nicht so viel und oft im Ausland…

AB: Naja, da können sie auch noch lokaler Veranstalter werden, das ist zwar teilweise schon überlaufen, aber es gibt ja auch immer neue Agenten und die suchen immer Leute mit denen sie zusammenarbeiten können. Da werden Sie am Anfang zwar nicht so viel verdienen, aber es wäre ein Anfang.

JM: Sonst, gibt`s aber nichts mehr?

AB: Naja, sie könnten auch noch einen Mailorder aufziehen, aber so wie ich sie einschätze ist ihnen das zuviel, ich könnte ihnen das natürlich ausführlicher…

JM: Ne, das genügt mir erstmal. Ich muss nochmal auf die Qualifikation kommen…

AB: Keine Sorge, ich denke ihr Ego ist gross genug um alle Voraussetzungen zu erfüllen.

JM: Aber ich hörte, früher, da war Punk ne Einstellung, nicht das ich da jetzt Vegetarier werden muss oder aus der Kirche austreten….

AB: Nein, nein, das war früher mal, vergessen sie das, es gibt da zwar immer mal wieder neue Leute, aber die meisten gehen dann doch nach einer Zeit den graden Weg des Geschäfts und die paar alten von früher.. die spielen in einer modernen Geschäftswelt keine Rolle… zumindest nicht für sie.

JM: Naja, nicht das ich mich da irgendwie einschränken muss, mit eigener Meinung hab ich es auch nicht so, also, schon, aber natürlich nicht Konsequent….

AB: Das ist genau richtig, Konsequenz steht ihnen in dem Bereich Punk eh nur im Weg.

JM: Naja, das klingt ja alles ganz gut. Ich lass mir das mal durch den Kopf gehen….. Ich hätte da dann noch ein paar Fragen zu einer Karrierelaufbahn als Bänker generell….

AB: Oh, tut mir leid, das ist zwar vom Prinzip ähnlich, aber da müssten sie einen Termin mit meinen Kollegen machen. Das ist nicht meine zuständigkeit.

JM: Ok, danke.

Und das nächste Mal komme ich dann hoffentlich dazu kurz zu erklären woran man coole bzw. uncoole Bands erkennt – obwohl ich doch schon so ein wenig hoffe das die meisten der Leser das wissen….

***

 

STONE

DER ZäRTLICHE ZYNIKER

Die Kolumne fält dieses Mal aus. Andere, wichtigere Dinge müssen getan werden. Es sei im Folgenden ein Dreischritt versucht, um darzustellen, worum es sich bei diesen handelt, wobei im Ergebnis der Einleitungssatz notwendig obsolet gemacht werden wird. Soviel zu Schritt eins.

Um den zweiten anzudeuten, borge ich mir die Worte aus einem Song von Toby Keith und Chuck Cannon, der auf dem neuen Album von Willie Nelson zu finden ist, das heute Morgen mit der Post kam.

Tired

(…)

Only missed six days and nights
on twenty years of workin‘
Money went to taxes and these
bills I’ve paid on time
The raise I got six months ago
don’t meet the cost of livin‘
Selling my body for those nickels
and these dimes

The smell of Becky’s coffee rolled
me out of bed this mornin‘
I showered and I shaved and
dressed and pulled my work boots on
Walked in the kitchen, she was
starin‘ out the window
The way she said „good mornin'“
made me ask, „Is
somethin‘ wrong?“

Chorus:
She said „I’m tired, I woke
up tired
Life is wearin‘ me smooth down to
the bone
No rest for the weary, you just
move on
I guess we’ll just keep going ‚til
we’re gone
And I’m tired, Lord, I’m tired“

(…)

Nelsons Stimme ist brüchig geworden, als trüge er nicht vor allem einen Cowboy-Hut, sondern die Last von Rebecca und Jackson aus diesem Song. Nur zu gern würde ich jemandem einen Slogan schenken, der in wenigen Worten Wesentliches über Hartz IV sagt. Wer Wichtiges zu sagen hat, macht keine langen Sätze. Dass mir keiner einfällt, hat unter anderem mit dem weiteren Grund für das gleichsame Ausbleiben einer Kolumne und somit Schritt drei zu tun. Ich habe mich entschieden, hier etwas persönlicher zu werden, weshalb die meisten von euch an dieser Stelle das Lesen einfach einstellen können. Und nun zu dir,

Geliebte Freundin,

du bist weit entfernt von mir, wenn du diese Zeilen liest, und ich könnte kitschig werden, wenn ich an dich denke. Ungefähr so: Zwischen all den Freunden, auf den Strassen, die sind, wie die meisten Strassen sind, im Regen, wenn der Nebel vom Meer aufzieht und sich um hölzerne Häuser schmiegt, sehe ich dein Gesicht. Höre ich deine Stimme. Erinnere mich an die Dinge, die du mir sagtest. Deine Fragen. Könnte ich nur die Antwort auf sie alle geben…
So bleibt, was ist. Die Freude darauf, dich schon bald wieder zu sehen. Und was dann sein wird.

Ich umarme dich,

dein stone

 

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