März 14th, 2007

Kolumnen Dolf, Torsten, Tom, Stone (#106, 06-2004)

Posted in kolumne by andreas

DOLF

Irgendwann im Laufe der Jahre stellte ich fest, dass ich mich hier an dieser Stelle immer mal wieder wiederhole. Also hier über Dinge schreibe, über die ich schonmal geschrieben habe. Vor langer Zeit wollte ich das abstellen und mich nicht wiederholen, was ja aus meiner Sicht auch Sinn macht, aber eben nur aus der. Ansonsten macht es nämlich keinen Sinn.

Es ist ja nicht so das alle (oder nur ein Teil, bzw. wenn dann ist das ein verschwindent kleiner) das Trust regelmässig seit 1986 lesen, bzw. mein Geschreibe hier (sollte das jemanden interessieren, alle Kolumnen seit # 1 sind auf der homepage zu finden). Vielmehr ist es so das immer wieder neue, junge Leute dabei sind und für die will dann eben alles hin und wieder wiederholt werden. Denn, woher sollten sie denn wissen was mich so beschäftigt, bzw. was ich mitteilen will und ich will ja das die Leser wissen was mich beschäftigt und ihnen natürlich was mitteilen.

Vielleicht kennt ihr das ja von der Jugendzeitschrift „Bravo“, da wird im Aufklärungsteil auch immer alles wiederholt: das man von Zungenküssen nicht schwanger werden kann, das onanieren nicht dumm macht, usw, usw. Und da ja Jugendliche heutzutage nicht auf die Welt kommen und automatisch wissen das sie verhüten sollen, können sie ja auch nicht wissen was ich hier die letzen 17 Jahre so geschrieben habe.

Deshalb ist es dann für den Leser im günstigsten Fall neu, wenn ihm erzählt wird das Blink 182 oder Donuts eben nichts mit Punk zu tun haben. Oder aber eben einfach „mainstreampunk“ sind, welcher aber mit den Ursprüngen nichts mehr gemeinsam hat und deshalb uncool ist, auch wenn einem die ganze Medienlandschaft erzählen will das es genau das Gegenteil ist.

Oder das viel zu hohe Eintrittspreise bei Konzerten auch für den Arsch sind [An dieser Stelle sei bemerkt das man die neuen Euro Preise, nicht mehr an den alten DM Preisen messen darf. Wenn also heute im Juzi um die Ecke ein Konzert 5-7 Euro kostet, im Club eine Ecke weiter 8-14 und in der Halle dann 10-18 Euro, dann sind das nicht 14, 28 oder gar 36 DM. Sind es natürlich schon, aber die DM ist entwertet und der Euro ist nunmal da…] und man da deshalb nicht hingehen sollte.

Neu vielleicht auch das ich finde das man sich vegetarisch ernähern sollte, nicht so sehr wegen den armen Tieren (von mir aus auch wegen denen), sondern viel mehr weil es gesünder ist und einfach nicht notwendig. Und die dutzenden von anderen Dingen die ich hier so schon aufgeschrieben hab. Aber keine Angst, ich spul das hier jetzt nicht nochmal alles ab. Vielmehr gewöhne ich mich daran das ich mich auch gerne immer mal wieder wiederholen darf. Denn, solange sich die Scheisse da draussen nicht ändert, gibt es auch keinen Grund sich hier nicht zu äussern. Nur weil sich Dinge nicht ändern, heisst das ja nicht das man nicht gegen sie anschreiben kann. Finde ich.

Obwohl es natürlich auch nicht einfach ist, stellte ich mir vor ich wäre grade 14-16 und würde den Punk für mich entdecken und da sind dann Leute da die „alles“ schon kennen und meinen es besser zu wissen. Würde ich auf die hören? Oder mir denken die scheiss Erwachsenen (auch wenn sie mir erzählen: „I’m gonna stay young ‚till I die“) sind eben nur das: scheiss Erwachsene. Ich weiss es nicht, glaube aber das es eine komische Sache ist. Es gab halt noch nie so viele Erwachsene die sich nicht wie Erwachsene verhalten, glaube ich zumindest. Aber das ist ein anderes Thema. Ist euch aufgefallen das wir hier immer noch nur Anzeigen von Firmen im Heft haben die auch wirklich was mit Musik zu tun haben?

Oder andersherum gefragt, ist euch aufgefallen das die Mainstreammusikmagazine zum Teil massiv Werbung von Firmen drin haben, die mit Musik nun so gar nichts zu tun haben? Ich will das erstmal gar nicht werten, frage mich nur ob das noch zunimmt, bzw. was geschieht wenn es abnimmt. Oder ob wir in absehbarer Zeit auch im Trust Anzeigen von Firmen haben werden die mit Musik, oder Punk so gar nichts am Hut haben? Da kommt dann die Frage des „Kultursponsorings“ wieder ins Spiel… aber auch das ist wieder ein anderes Thema.

Schlussbemerkungen:

– 35 Stunden Woche, mehr Arbeit für alle – hies es vor vielen Jahren mal. Heute sagen die Politiker das 42 Stunden gearbeitet werden muss damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Und die Konjuktur springt nicht an – keine Wunder, wenn die Leute keine Kohle mehr haben. Nimmt irgendjemand die Politiker überhaupt noch ernst?

– Unterstützt den Underground, denkt nicht mainstream!

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VON INNEN NACH AUssEN

In der letzten ausgabe, gab es eine dvd besprechung an der sich sowohl intern als auch extern etwas die gemüter/ansichten/wasauchimmer rieben. Ich verzichtete bei der rezension auf die nennung des enthaltenen markennamens im release-titel. `schlimmer noch`: ich hatte ursprünglich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der name redaktionell entfernt wurde, obwohl es `nur` meine wenigkeit war, die sich an den im folgenden zu beschreibenden dingen störte. Zur erinnerung hier noch einmal die rezension:

„THE […Markenname entfernt..] RESISTANCE TOUR VOLUME I – RC0 PAL DVD * WüRDE ICH HIERFüR GELD BEZAHLEN?: ich denke, der umstand, dass ich gleich zum „würde ich dafür…“ teil übergehe, spricht bände. mit der blossen veröffentlichungsnotiz ist dieser 140 minütigen konzertmixgrütze aus biohazard, agnostic front, hatebreed usw. nämlich schon deutlich mehr ehre zu teil geworden, als ihr eigentlich zusteht. alleine der tour name treibt mir den kalten schweiss auf die stirn. da haben sich ganz offensichtlich mal wieder irgendwelche marketing clowns eines US amerikanischen rucksack konzerns gedacht, RESISTANCE ist immer gut, und selbst wenn nicht, dann verkauft es sich wenigstens prächtig. hardcore soll das sein, ja?! oh man, haut blos ab…“

ganz dazu passend trudelte inzwischen noch ein weiteres, ähnlich gelagertes problemprodukt bei mir ein. Begleitet wurde es bizarrerweise von einem promotionzettel aus dem hause www.11pm.de, welcher die frage aufwirft, ob Mirkos labelaktivitäten lediglich eine tarnoperation für gross angelegte realsatire attacken sind. Nahezu sprachlos ob den hier offenbarten ignoranten, blauäugigen und verqueren sozio-politischen ansichten, deren suggerierte begriffsdefinition von `neutrale ware` und `ausbeutung` mich in kaltem grausen erschaudern lässt, habe ich auch diese neuerliche `rezension` zu meiner kolumne hinzugefügt.

[markenname entfernt] PROPUNKROCKER3 – CD + RC0 PAL DVD

ein auszug aus dem begleitenden promowisch gefällig? „…ein kleines wort an dieser stelle noch zum thema `sponsoring` an all jene schreiber dort draussen, die meinen, pp3 deshalb verreissen zu müssen, weil sich ein bekannter rucksack-hersteller am projekt beteiligt:

natürlich sind musik-sponsoring und die damit verbundenen firmeninteressen immer zu hinterfragen und ich würde definitiv nie den `mc donalds propunkrocker` herausbringen… eastpack ist eine firma, die eine neutrale ware herstellt und damit keinem weh tut. im gegenteil: obwohl in `ärmeren` ländern wie indien produziert wird, sorgen die dortigen fabriken für überdurchschnittlich hohe verdienste (bei eastpack verdienen die leute weit mehr als in den nike fabriken nebenan!), also von ausbeutung keine spur. zudem: wenn diese firma mit ihrem geld dafür sorgt, dass die DVD/CD für 12,- anstatt für 20,- euro verkauft werden kann, (inter)nationale newcomerbands ein grösseres publikum erreichen können usw, dann ist das doch 100% zu würdigen! ganz ohne eigene interessen eastpacks geht das natürlich nicht ab, aber ich finde, das gleichgewicht wird gewahrt und es geht auf jedenfall in ordnung (verglichen zu anderen gesponsorten cds/events/wasauchimmer!)…“

Zum eigentlichen thema: persönlich finde ich die derzeitige tendenz mehr als bedenklich, ich möchte fast sagen: zum kotzen, dass sich grosse konzerne mit einem sehr geschickten schachzug ein immer heller werdendes spotlight in unserer gesellschaft zu erkaufen versuchen. Ein spotlight, dass weit über den bisher gekannten grad normaler werbung hinausgeht. Aus dem niedersachsenstadion wird da zum beispiel die `FINANZBERATER` arena, aus dem volksparkstadion die `INTERNETANBIETER` arena. Wann wird das weser stadion zum `BIERBRAUER` colloseum, wann der bremer schlachthof zum `ALCOPOPS` center, wann die Capri Bar zur `SCHWEDEN VODKA` pinte? Corporate Identity in all ihren blühenden auswüchsen ist in der westlich-kapitalistischen gesellschaft natürlich kein ganz neues phänomen, da braucht man sich keiner illusion hinzugeben.

Gerade in den USA ist diese seuche schon seit vielen jahren verstärkt zu beobachten. es gibt kaum ein neues veranstaltungszentrum oder eine neue sportarena, ohne dass diese den namen eines grossen konzerns trägt. Erstaunlicherweise geht die industrie mittlerweile davon ab, sich ausschliesslich auf den breiten massenmarkt zu konzentrieren. Ihre deutlich spürbaren bestrebungen, selbst noch im kleinsten marktsegment ein identifikationspotential zu installieren, reichen schon bis in die randbereiche der hardcore- und punk szene. Und da das TRUST, oder besser gesagt meine person als teil von ihm, mit derlei manipulationsgebaren nicht gerade konform geht, sollten wir uns eben weigern, marketingstrategische unterstützungsarbeit zu leisten, wenn ein adaptierter virus versucht, sich nun auch in alternativen wie unabhängigen strukturen einzunisten.

Werbung und der ganze daran hängende rattenschwanz von steuerungsmechanismen ist ja duchaus legitim, manchmal sogar auf bizarre art und weise entertainment in sich selbst. Nur trat werbung eben bisher immer recht isoliert, als solche einfach zu erkennen, auf. Sie gab nie vor, teil von etwas zu sein. Sie stand immer ein bisschen aussen vor. Man konnte wegschalten, sie überblättern, an ihr vorbei lesen, geistig abdriften: sie eben schlichtweg ignorieren so gut es ging. Klar, auch product placement ist nichts neues, ganz gleich ob man da die werbebanner in einigen veranstaltungsorten, die ascher in der kneipe oder die sonnenschirme im biergarten nimmt. Trotzdem hat dies eine gänzlich andere qualität, als das so genannte `kultur-sponsoring` dieser tage.

Diverse konzerne bemühen sich immer stärker darum, die grenze zwischen werbung und unterhaltung, zwischen marketingmassnahme und real-life verflechtung aufzuheben. Was seinerzeit bei Günter Masts kräuterlikörverbrechern* und der Braunschweiger Eintracht noch jämmerlich scheiterte, stellt heutzutage kein problem mehr dar. firmen bezahlen nicht länger ausschliesslich für werbung, sondern werden durch das erkaufen von kulturstätten und -veranstaltungen selbst zum identifikationsmittelpunkt.

Sie treten durch den aufgedrückten namensstempel ihrer unternehmung aus dem schatten der missachteten grauen maus heraus und suchen sich ein wolliges plätzchen im unterbewusstsein unseres täglichen lebens. Sie gehören plötzlich dazu und keiner weiss so genau wieso, weshalb, warum: wer nicht fragt bleibt dumm… Schon bald geht man vielleicht nicht mehr in den coolen club xy, sondern in den `AMI COWBOYFLUPPEN` club, der ganz nebenbei das an diesem ort geformte lifestyle- und lebensgefühl auf den eigenen markennamen überträgt, ohne dass man es wirklich mitbekommt. Die emotionale bindung zwischen einem wie auch immer gearteten coolness gefühl und dem damit verbundenen fassbaren oberbegriff sollte man nämlich nicht unterschätzen.

Nehmen wir doch nur mal als beispiel das new yorker CBGB`s. ein klangvoller name, mit dem mehr als eine szene die welt verbindet. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was es für eine katastrophe gewesen wäre, wenn dieser laden zum zeitpunkt X** von einem trendunternehmen jeglicher identität beraubt worden wäre, oder anders formuliert: die vorhandene identität unter das joch berechenbarer markt-eruierungen gestellt hätte. Wieder den bogen zum TRUST bzw. dem anstössigen review schlagend, wird da mal eben aus einer egalen proll metal veranstaltung eine `RUCKSACK RESISTANCE TOUR`, die aufgrund ihrer, für das TRUST zwar belanglosen, jedoch für den ordinären pöbel zugkräftigen bands, die titelgebende corporate identity auf tausende junger geschmacksversager zu streuen weiss, wie die letzte grippe welle husten und heiserkeit.

Bei den in diesem speziellen fall beteiligten bands vom schlage Biohazard, Agnostic Front, Hatebreed etc. bewegen wir uns zwar maximal, wenn überhaupt, im absoluten graubereich von selbstbestimmung und unabhängigen strukturen, was aber letztlich auch nichts daran ändert, dass berührungspunkte durchaus vorhanden, oder zumindest von einer seite, welche nicht die unsere ist, gesucht werden. Da wird sich mal eben schnell hardcore auf die fahnen geschrieben, ohne sinn und verstand. Und wenn verstand, dann bestenfalls ein kühler geschäftspolitischer, denn RESISTANCE, HARDCORE und DAGEGEN lassen sich anscheinend immer noch sehr ertragreich zu markte tragen.

Ertragreich genug jedenfalls, um als firma ein interesse daran zu haben, mit diesen begrifflichkeiten eine liaison einzugehen, die den eigenen marken- oder produktnamen im tagesgeschehen einer bestimmten szene=käuferschicht etabliert. schlimmer noch, durch die positionierung von firmenbezeichnungen in tournee-, release- oder location-namen wird eine symbiose zwischen konzern und akquirierten szeneeigenschaften/-eigenarten geschaffen bzw. suggeriert, die nichts, aber auch gar nichts mit der realität zu tun hat. und komme mir doch jetzt bitte niemand mit dem löchrigen argument, dass der begriff `resistance` seit jahr und tag der name einer eastpack produktlinie ist. es geht hier um den verwendungszweck, um den explizit gesuchten umsatzfördernden kontext, also um die dahinter stehenden bestrebungen und nicht um die begrifflichen ursprünge im marketinggeflecht eines grosskonzerns.

interessant ist in diesem zusammenhang auch mal ein blick hinter die kulissen von Eastpack. Auch wenn sich, und das kann ich gar nicht deutlich genug herausstellen, die kritik nur exemplarisch und nicht exklusiv an diesem unternehmen festmacht, bietet die firma doch alle merkmale eines wunderschönen paradebeispiels gross angelegter manipulationsstrategien. Dass es sich bei Eastpack nicht um den unabhängigen 3-4 mann kellerkrämer handelt, war zumindest mir von vorneherein klar. Dass man aber zum selben mutterkonzern gehört wie auch North Face, Jansport, Lee, Wrangler etc. überrascht mich schon. Und wer nun, wie wir es nachfolgend getan haben, einen blick auf die homepage der VF Corporation wirft, der sollte mit lichtgeschwindigkeit erkennen, wieso punk und hardcore in keinerlei hinsicht berührungspunkte zu solchen unternehmungen aufweisen:

VF Corporation is the world`s largest apparel company. For over 100 years, we`ve grown by offering consumers high quality, high value branded apparel. Our leading brands in jeanswear, intimate apparel, outdoor and specialty apparel span virtually every channel of distribution. By understanding consumer needs and working in partnership with our retail customers, our goal is to be the world`s most responsive apparel company.

Our Long Term Financial Objectives

Sales growth 6%

Return on capital 17%

Operating margin 14%

Debt to capital ratio below 40%

Dividend payout of 30%

Our Core Strategies

Build a portfolio of strong brands that deliver great value to consumers.

Target our brands to reach a variety of consumer segments across all retail channels.

Grow our international presence.

Lead the industry in responsive service.

Maintain conservative financial policies.

In anbetracht solcher tatsachen stehen wir also zwangsläufig vor der notwendigkeit, uns mit dem neuen marketing konzept bestimmter trendorientierter hippsterfirmen auseinanderzusetzen. Ein konzept, welches wie gesagt sehr geschickt versucht, nicht mehr isolierter aussenseiter oder gönnerhafter hintergrund-mäzen zu sein, sondern als assimiliertes element volle szene credibility zu erhalten, um diese dann geschäftsträchtig in umso schwärzere zahlen zu verwandeln. Spätestens hier muss ich eindeutig sagen: HAUT AB!

Ihr habt als firma mit selbstbestimmter infrakstruktur und der dahinter stehenden einstellung so viel gemein, wie der papst mit der hamburger reeperbahn. Auch wenn teilweise zwar leider schon das gegenteil bewiesen ist, will natürlich trotzdem niemand bestreiten, dass ihr vielleicht als menschliche individuen ganz ok seid, coole ansichten vertretet und die fahne des hardcore/punk seit annodazumal hoch haltet, obwohl ihr euch als angestellte einer firma an den hier kritisierten vorgängen beteiligt.

Ich arbeite schliesslich, von einem punk/hardcore standpunkt aus betrachtet, auch für einen zweifelhaften laden und kann `manchmal` ganz nett sein. Trotzdem wäre es doch ein irrsinn, meinen arbeitgeber, welcher unverhohlen zu den gewinnlern von monkey boys waffengängen zählt, als finanzier in unabhängigen strukturen installieren zu wollen. Des weiteren mögen eure produkte ja durchaus einem gewissen qualitätsstandard genügen. Wer 30 jahre garantie auf seine waren gibt, dem billige ich schon ein gehobenes mass an vertrauen in die eigene produktpalette zu. Darum aber geht es wie gesagt gar nicht. Es geht um das erkaufen von credebility, dem scheinheiligen dazugehören wollen und anbiedern aus rein wirtschaftlichen gründen.

Und kommt mir jetzt bloss nicht mit dem armuts-argument, dass ohne euren support bestimmte veranstaltungen erst gar nicht möglich wären. Es ging vor euch und es wird nach euch gehen. Und alles, was ohne euch nicht gehen sollte, braucht ausser unternehmen, die auf biegen und brechen neue märkte erschliessen wollen, sowieso kein mensch. Noch mal deutlich: unabhängige kultur braucht keine selbsternannten gönner und förderer. Jedenfalls nicht solche, die als unternehmung weder den entsprechenden idealistischen unterbau vertreten, noch sonst in irgendeiner art und weise gemeinsamkeiten mit ihrem anvisierten operationsgebiet aufweisen.

Ohne dies als persönlichen angriff auf bestimmte personen formulieren zu wollen, sage ich daher bezogen auf eure firmen noch einmal deutlich: VERSCHWINDET und nehmt all diejenigen mit, die auf label, zine oder tourbasis gleichgültig mit euch kooperieren, weil ihnen vielleicht die leckeren promotion schmankerl so gut gefallen, die ihr ihnen, natürlich gänzlich ohne multiplikationsintention, kostenlos anheim stellt! Die konsequenz, die sich für mich in punkto TRUST aus all dem ergibt, ist eindeutig. Firmennamen von schuh-, rucksack-, oder sonstwasherstellern, die zum teil eines album-, video- oder dvd titels gehören, werden ab sofort konsequent mit einem entsprechenden vermerk aus meinen rezensionen gestrichen.

Es sei denn, es handelt sich um parodistische glanzleistungen wie Mark Brubacks 7″ `Burn Down Nike Town`. Sicherlich könnte man auch dazu übergehen, bestimmte releases gar nicht zu besprechen. Nur woran soll ich dann noch meinen unmut über derlei mist festmachen? Soll ich das feld jenen überlassen, denen sowieso alles latte ist? Dem Ox vielleicht oder etwa seinen alternative pendants Intro und Visions?

Ganz bestimmt nicht! Für meine person kann ich also ohne umschweife sagen, dass das TRUST euch keinen millimeter operationsfläche bieten wird, es wird euch nicht umarmen, nicht akzeptieren und selbst in solch belanglosen randnotizen wie reviews nicht dulden! Das TRUST ist kein kooperationspartner, keine naive hure, die man für die eigenen belange billig auf den strich schicken kann.

in dem zusammenhang darf ich vielleicht auch noch einmal an eines der ersten trust cover erinnern, welches eine sehr schöne satire auf die grösste amerikanische `besatzerbrause` zierte. In diesem sinne:

….GüLLE ZU GüLLE….

Kommando Rotation

These Arms Are Snakes – This Is Meant To Hurt You (Jade Tree / CD)

Ornette Coleman – Complete Science Fiction Sessions (Sony / CD)

Pretty Girls Make Graves – New Romance (Matador / CD)

On The Might Of Princess – Sirens (Revelation / CD)

Ornette Coleman – Skies Of America (Sony / CD)

Guyana Punch Line – Direct Action (Prank / CD)

Challenger – Lethal Doses (Jade Tree / CD)

Hella – The Devil Isn`t Red ( 5RC / CD)

Black Eyes – s/t (Dischord / CD)

Kommando Flimmern

Disco Godfather (Rudy Ray Moore)

Terror Firmer (Loyyd Kaufman)

Turkish Star Wars (Cetin Inanc)

Made in Britain (Alan Clarke)

Onibaba (Kaneto Shindo)

Elling (Petter Naess)

Coolster HC/Punk Fact der Saison

Axel reisst bei einer `HOCHGLANZZEITUNGS PARTY` in Hannover, bei der auch Muffpotter zum tanze spielen, in bierseliger rebellion das überlebensgrosse stoffbanner eines tabak sponsors von der wand, worauf vom tipper gleich nochmal 2 neue weizen als belohnung organisiert werden…

* er schmeckt mir nicht der meisterjäger, insofern ist die beschreibung „verbrecher“ noch sehr milde und zurückhaltend formuliert.

**wer hier doppeldeutigkeit erkennt, spielt durchaus einen öffnenden pass in den freien raum, den es sich zwecks weiterführender betrachtung lohnen würde, per direktabnahme sofort ins gegnerische tor zu semmeln.

FUC.T32

***

 

PUT ON YOUR SHITKICKERS AND KICK SOME SHIT

„If there ever was an excuse for nuclear war, it`s Washington DC.“
(Sample von der neuen TRANS AM-LP „Liberation“)

„Ein 2:0, 3:0 gegen Werder reicht nicht aus, wir werden die Bremer vom Platz blasen, eliminieren.“
(Ulli Hoeness vor dem Bayern-Spiel gegen Werder Bremen)
„Il fumo invecchia la pelle“
(Warnschrift auf einer Zigarettenpackung)

ROSEN AUF DEN WEG GESTREUT

Ihr muesst sie lieb und nett behandeln
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr muesst mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
Pfeift eurem Hunde, wenn er klaefft -:
Kuesst die Faschisten, wo ihr sie trefft!

Wenn sie in ihren Saelen hetzen,
sagt: „Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!“
Und pruegeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Pruegeln ist doch ihr Geschaeft!
Kuesst die Faschisten, wo ihr sie trefft.

Und schiessen sie -: du lieber Himmel,
schaetzt ihr das Leben so hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer moechte nicht gern Opfer sein?
Nennt sie: die suessen Schnuckerchen,
geben ihnen Bonbons und Zuckerchen

Und verspuehrt ihr auch
In eurem Bauch
den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft -:
Kuesst die Faschisten, kuesst die Faschisten,
kuesst die Faschisten, wo ihr sie trefft -!

(Kurt Tucholsky)

Derzeitiger Treibstoff:

DEPARTMENT OF EAGLES – „Whitey on the moon U.K.“ LP

TRANS AM – „Liberation“ LP

CONSTATINES – „Shine a light“

NOMEANSNO & ZU – live in Pordenone

FROM MONUMENT TO MAssES – „The impossible leap in one hundred simple Steps.“ LP

SV WERDER BREMEN – live im Olympia-Stadion/Muenchen/08.05.05

und immer wieder KINGS OF LEON – „Youth & Young Manhood“ 2xEP

NELS CLINE & DEVIN SARNO – Buried on Bunker Hill“ CD

AN ALBATROss – „We are the lazer Viking“ EP

Tom Dreyer

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Zärtliche Zyniker

April 2004 – Tower, Bremen, spärliches Publikum. Ich kenne sie kaum wirklich, das dafür aber schon ziemlich lange. Immer wieder trafen wir uns an der metaphorischen Strasse, auf dem Weg zu einem schnelleren, besseren Leben. Angekommen sind wir bis heute nicht. Vielleicht, das könnte sein, ist es nicht zuletzt genau die persönliche Historie, die das, was die da machen, für mich hörenswert werden lässt.

Als ob der Bandname genau für diese Platte, diesen Abend gemacht worden wäre… So nackt steht das Gesamtding da, so real ist die Erschöpfung dieser Band, bzw. die von W., dem mit Z. ein guter Freund beseite steht. In Berlin vor ein paar Monaten haben sie sich beinahe wie ein altes Paar gestritten. Sie waren schon immer eine sehr klare Band. Der ungebrochene Gitarrenpop vom Anfang, der sicher auch ironische Grössenwahnsinn von später – und schon damals, auf dieser Platte, die einem tragischen Ereignis zwischen Menschen gewidmet war, über das W. damals hatte nicht reden wollen mit mir, gab es einen Song, den sie auch gestern spielten, in dem es heisst: „It’s not fair / see what life has done“. Gerechtigkeit.

Die durchaus moralische Vorstellung von dem, was nicht ist, wie es sein soll. Aber in einem solchen Duktus vorgetragen, dass diese moralische Attitüde zumindest nicht vorgab, keine zu sein. Ehrlichkeit. Und gleichzeitig – kein Widerspruch – gab es von ihnen einen ätzenden Blick auf das sie umgebende Geschäft, die Menschen, die sie – zwar wohl auch moralisierend aber inhaltlich korrekt – als Feinde begriffen, ungeachtet der Tatsache, dass vielleicht auch sie lediglich den Erfolg vermissten und letztlich dessen Ausbleiben anderen zur Last zu legen geneigt sind. Vor diesen Verhältnissen wollen sie sich in die Arme der Liebe retten, die sie als flüchtiges Wesen kennen gelernt haben. „Sehnsucht ist die einzje Energie“, heisst das bei Blixa Bargeld.

Ich muss nachdenken, ob ich mich dem anschliessen möchte, konzediere aber jederzeit die Tröstlichkeit des Gedankens in einer trostlosen Welt, die nicht mit Naturnotwendigkeit trostlos ist. W. und Z. sind wahrscheinlich keine Kommunisten, wahrscheinlich wettern sie gegen Haider und nicht gegen Wahlen. Vielleicht ist ihre Kritik so demokratisch, wie die der meisten Bürger.

Am Ende singt W. „Orange Dolphins“, der Text von einem „Menschen geschrieben, der nicht mehr lebt“. „I always wanted to sleep forever“, beginnt der Song. Die Erschöpfung, damals von einem ausgesprochen, der sie vielleicht wirklich qua Eigenentschluss auflöste in das, was eine Freundin mal mit pathetischer und enervierender Hartnäckigkeit „Freitod“ nannte. Noch im Tode frei – denke an Milva: „Freiheit in meiner Sprache heisst ‚Lieber Tee’…“

Die gute Nachricht:

10 cm = 2000 Euro: Grosse Männer verdienen mehr Und es kommt doch auf die Grösse an. Eine neue Studie zeigt, dass sich eine stattliche Statur im Berufsleben deutlich auszahlt. Ein Wirtschaftsforscher hat präzise berechnet, wie viel jeder Zentimeter Körpergrösse an Bruttolohn bringt (Spiegel Online, 26. April 2004)

Ich würde ja glatt nichts mehr verdienen, ja gar draufzahlen, wäre ich nur zehn Zentimeter kleiner… Und nun, ein paar Wochen später ist Werder Meister und draussen drehen sie durch, als hätten sie gerade erst entdeckt, was man mit einer Autohupe machen kann – ich frage mich, was am Fussball ist, das ganz normale Bürger zu einer doch immerhin ordnungswidrigen Verhaltensweise veranlasst. über die Strenge schlagen.

Die Vertreter des Gewaltmonopols drücken ein Auge zu. Sie wissen, dass das nicht als Akt der Insubordination zu verstehen ist. Als ich kleiner war, wanderte ich durch ein Rom voll wahnsinniger Römer, die gerade irgendeinen ähnlichen Sieg feierten und dachte mir allen Ernstes, dass das auch etwas Schönes habe und so ganz anders als im kühlen Norden…

stone

 

 

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